Seefrauengarn vom 17.5.


Eine Woche und 6 Häfen später. Korfu, Kotor, Dubrovnik, Valletta, Piräus, Mykonos. Dieses Mal sitze ich nach einem wunderbaren Stadtspaziergang mit anschließendem Essen auf dem Crewdeck. Ich genieße die Ruhe, der Wind bläst und es ist nur in der Sonne warm. Ein Schauspielerkollege läuft murmelnd hin und her. Vermutlich geht er seine Rolle noch mal durch. Neben mir liegt eine Kollegin aus der Bar und schlummert. Rechts sehe ich Mykonos und links das Meer.

Heute Morgen bin ich, was ich gar nicht gewohnt bin, übellaunig aufgewacht. Ich glaube, das liegt daran, dass ich ebenso gestern Abend ins Bett gegangen bin. Eigentlich wollte ich einen Aktivausflug mit dem Mountainbike als Hilfstourguide begleiten. Dann habe ich spät abends noch erfahren, dass ich heute früh in ein Training gehen muss. Aus war es mit dem Ausflug. Schade. Zu allem Überfluss dauerte dieses Training ganze 10 Minuten. Da darf man schon mal schlecht gelaunt bleiben. Aber der Spaziergang und das Essen haben die Laune gehoben. Es ist eigentlich immer noch zu kalt für Mai. Aber man kann draußen sitzen und so füllt sich das Crewdeck langsam. Gestern Abend lag ich lange mit meiner lieben Bikerkollegin  auf dem Deck und wir haben geredet und Wein getrunken. Und wir waren fast allein. Heute hört man von jeder Seite eine andere Sprache und viele Kollegen sitzen auf Liegestühlen, auf der Kunstrasenwiese vor dem Pool oder liegen in Hängematten. Alle sind irgendwie mit ihren Freunden oder ihrer Familie daheim beschäftigt, was bedeutet, dass jeder ein Handy, ein Tablet oder einen Laptop in der Hand hat. Die einzige Verbindung mit zuhause. Denn auf See hat man kein Netz. Ich glaube, wenn ich nach meiner Arbeit hier mal wieder in einer Hafenstadt sitzen sollte, erkenne ich Crewmitglieder von Schiffen sofort an der Art, wie sie gemeinsam und doch jeder für sich in Eintracht in Cafés und Bars sitzen und mit  ihren Lieben sprechen. Das werde ich jetzt auch machen, denn eben wird der Anker gelichtet und wir legen ab in Richtung Bodrum.

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